Samstag, 5. Januar 2008

Ein paar weiterführende Gedanken...

Jede Lösung, die von einem Menschen ersonnen wurde, kann auch von anderen nachvollzogen werden. Glaube ich zumindest. Also nochmal zurück zu Watson. Eine andere Fragestellung war, warum er seiner Karriere einen Abbruch tut, indem er zur Armee geht. Weil er ein Patriot ist? Nun, das ist er zweifellos, aber das ist Holmes auch und den trieb es auch nicht in den Krieg. Wie wir wissen, muss er entweder gestört oder ein großer Patriot sein, da er doch mit den Initialen der Königin die Wand des Wohnzimmers perforiert. Wo hatte er überhaupt die Waffe her? Na, diese Frage werden wir zu einem späteren Zeitpunkt klären. Zu dieser Zeit waren wahrscheinlich 99% aller Briten Patrioten. Das ist also nicht hinreichend. Bleibt die romantisch verklärte Ansicht, das Dienen in der Armee reinigt von allen Sünden. Arsène Lupin war schon der Ansicht, als er der Fremdenlegion beitrat, Collins Handlanger Lavertisse beglich seine Schulden beim Dienst für sein Vaterland und A.J. Raffles erleichterte sein Gewissen auch im Krieg. Warum nicht Watson? Wenn er '52 geboren wurde, wie die Biografen es annehmen, war er 26 Jahre alt, als er seine Approbation erhielt und vielleicht Anfang 30, als er Holmes kennenlernte. Um die Frage also noch einmal aufzugreifen: Vielleicht hatte er ja vor seinem Kriegseinsatz schon ein uneheliches Kind und danach hatte er keine Ambitionen mehr. Als Schreiber der ersten Person kann er das ja leicht unter den Teppich gekehrt haben und vielleicht erklärt es, wo er gegen Ende von Holmes Karriere abgeblieben ist: Getrieben von seinem schlechten Gewissen hat er sein Kind gesucht und ist dort untergekommen.
Apropos Kinder und Karriere: Welcher Maritim-Schreiberling kam übrigens auf die Idee, in "Der Angestellte des Börsenmaklers" aus Pycroft einen der Bakerstreet-Jungen zu machen?! Die Idee an sich wäre ja noch nicht so schlimm, wenn dieses neu erfundene Detail nicht so in den Mittelpunkt gerückt worden wäre. Für mich ist diese Änderung der Story ein größerer Fauxpas als die neuerliche Wendung, dass Mrs. Stapleton in "Der Hund der Baskervilles" am Ende sterben muss. Nun ja, all das tut dem Talent der beiden Sprecher von Holmes und Watson natürlich keinen Abbruch.

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