Montag, 23. Juni 2008

Monsieur Poirot und ich

Warum der Franzose, von dem wir alle wissen, dass er ein Belgier ist? Nun ja, ich muss eingestehen, dass er der Grund ist, warum ich mich überhaupt für Kriminalgeschichten interessiere... oder ich sollte wohl besser sagen, er war Ausschlaggeber dieser Passion. Das wurde mir zumindest klar, als ich vorgestern eine Lesung von "Mord im 3. Stock" hörte. Ich erinnerte mich, dass es genau diese Geschichte war, die mich damals... so vor 15 oder 16 Jahren unheimlich faszinierte, als wir sie in der Schule vorgelesen bekamen. Ich weiß noch genau, dass es um diesen Kohleschacht ging. Nun ist sie also wieder aufgetaucht, die Geschichte. Dass der "größte Detektiv Londons" mit noch mehr Effekthascherei arbeitet als der allergrößte Detektiv Londons eine Generation zuvor, ist mir erst heute klar. Damals fand ich es ziemlich faszinierend.

Doch fort von Poirot und hin zu Holmes. Gestern habe ich mal einen Blick in das SH-Handbuch geworfen, das die neue Weltbild-Sammleredition abrundet. Wirklich nett. Ich hab zwar erst das erste Kapitel gelesen, aber die Hardwicks sind wohl ebenjene Holmes-Puristen, die man nach zu vielen schlechten Verfilmungen nötig hat. Wenn man aus dem Holmes'schen Kanon schon eine Wissenschaft machen möchte, ist der Kanon eben auch das einzige, auf das man sich stützen kann.
Insgesamt scheint mir die Weltbild-Edition wirklich schön gemacht zu sein, auch wenn sie sich zu Unrecht rühmt, die "erste deutsche Ausgabe mit den Original-Illustrationen" zu sein. Schon in der Delphin-Reihe waren Paget-Illustrationen drin.

Ach ja, dann gabs natürlich noch eine kleine Sensation: es wird nun bald Arsène-Lupin-Hörspiele geben! Ganz neu produziert. Warum es nun unbedingt "Die Gräfin Cagliostro" sein musste, verstehe ich zwar nicht, aber gut. Vielleicht ist die Hörspielfassung ja besser als das Buch, da gestraffter *g* Das zweite Hörspiel der Reihe scheint mir allerdings sehr interessant: "Die hohle Nadel". Holmes als Lupins Nemesis. Holmes alias Sholmès wird natürlich vom SWR-Holmes-Veteranen Walter Renneisen gesprochen. Achim Hall, der früher schon in Holmes-Hörspielen Nebenrollen gesprochen hat, leiht Graf de Gesvres seine Stimme.
Bei einem neuerlichen Blick in das Buch musste ich feststellen, dass Holmes in diesem Teil eigentlich keine so große Rolle zukommt, dass er bei den Sprechern so weit oben hätte Erwähnung finden müssen. Vielleicht wurde seine Rolle für das Hörspiel ja etwas gestreckt. Schließlich werden wir nicht die schöne Szene um Sholmès und Wilson miterleben dürfen, als Lupin sie in einem Haus einsperrt, damit sie ihn nicht bei einem seiner Beutezüge stören.
Nun, wie dem auch sei. Ich hoffe, dass die Produktion gut ist. Am 3./10. Juli werden wir uns von der "Grafin Cagliostro" und am 23./30. Juli von der "Hohlen Nadel" selbst ein Bild machen können. Alle Teile laufen auf SWR2 jeweils von 21.03-22.15 Uhr.

Donnerstag, 19. Juni 2008

Holmes und Film & Fernsehen

Die EM bringt alles durcheinander, zugegebenermaßen. All die laufenden Projekte auch. Es bleibt mal wieder keine Zeit für die Kleinigkeiten nebenher.
Heute Abend jedoch muss ich hier noch ein paar Zeilen schreiben, die mir auf den Nägeln brennen. Habe ich doch vor einigen Tagen begonnen, "Sherlock Holmes in Film und Fernsehen" zu lesen. Insgesamt sehr interessant. Doch immer wieder stelle ich mir die Frage, warum Basil Rathbone dermaßen über den grünen Klee gelobt wird. Liegt es vielleicht daran, dass die Autoren dieser Artikel alle in einem Alter sind, wo es noch keine ernsthaften Alternativen gab? Oder hängt Rathbone ein gewisser Nostalgie-Faktor an? Und warum wird gesagt, dass Lee als Holmes wohl nie durchschlagenden Erfolg hatte, weil die Drehbücher so schlecht waren, gleichzeitig jedoch Rathbone als herausragender Darsteller hervorgehoben wird, um im gleichen Atemzug zu sagen, dass viele von dessen Filmen drehbuchtechnisch auch für die Tonne waren... verstehe ich nicht. Muss ich aber vermutlich auch nicht. Ich habe zugegebenermaßen keine Ahnung von Holmes-Filmen, da ich nicht sehr viele gesehen habe. Ich kann nur sagen, was mir gefällt und was nicht. Und Rathbone gefällt mir nicht.
Das Argument, Margareth Rutherford sei auch anders als die von Christie angedachte Miss Marple, zählt nicht. Rutherford machte aus der eigentlich langweiligen Marple eine witzige und interessante Figur, während Rathbone auf mich einfach nur total langweilig wirkt. Hab ichs mir nun endlich mit allen Rathbone-Fans verscherzt? Gut.
Wahrscheinlich ist diese ganze Sache einfach psychologisch bedingt. Wie das erste Auto, das man fährt, etwas ganz besonderes ist, und man für immer bei der gleichen Handy-Marke bleibt, so bewundert man auch sein ganzes Leben lang die Filme und Serien, die man als Kind oder Jugendlicher gut fand. Bei den meisten Rathbone als Holmes. Bei mir nicht.
Was diese ganz frühen deutschen Verfilmungen unter zuhilfenahme der Figur des Arsène Lupin angeht... da weiß man ja gar nicht, wer die schlechten Ideen von wem gestohlen hat. Eine der Lupin-Geschichten bedient sich doch auch dieses Motivs einer Stadt, die unter Wasser liegt. Spontan kann ich mich jetzt grad allerdings nicht erinnern, in welcher Geschichte das vorkam. "Die Dame mit den grünen Augen"? Hm, kann sein. Jedenfalls fand ich das dort schon total seltsam. Das Geld hätte sich die Filmgesellschaft wohl besser gespart. Aber nun ja, die heutigen Filme sind teilweise wohl auch nicht besser geschweige denn logischer, nur die Effekte sind besser (und es wird noch mehr Geld in die Verfilmungen dämlicher Drehbücher investiert).
Jedenfalls kann ich es nun verstehen, warum mein Buchcover anfangs so vehement abgelehnt wurde und ich kann mir schon lebhaft vorstellen, welche Prügel ich einstecken muss, wenn es denn in den nächsten Monaten erscheint und den Mitgliedern der Gesellschaft vorliegt. Wo es jetzt schon zerrissen wurde, wird der Rest der Meute kein gutes Haar mehr daran lassen. Andererseits... wer Nigel Bruce als Watson ertragen kann, der soll sich mal nicht so über meine Interpretation aufregen!

In diesem Sinne eine gute Nacht.