Sonntag, 3. August 2008

Die hohle Nadel oder: Wer hat Angst vor Arsène Lupin?


Eigentlich war "Die hohle Nadel" einer meiner Lieblingsromane aus der Lupin-Reihe. Wo "Die Insel der 30 Särge" zu abstrus und "Die Gräfin von Cagliostro" zu sehr von Amourösitäten geprägt war, war Lupin hier wieder einfach er selbst. Das heißt, er ist immer jemand anders, immer einen Schritt voraus und vor allem immer erfolgreich, bis er ganz am Ende eben doch seinen Meister trifft (der natürlich niemand geringeres als Sherlock Holmes' Alter Ego Herlock Sholmès ist). Soweit zum Buch.
Schon Lupins Lebenslauf auf der SWR2-Seite stimmte mich nachdenklich:

Arsène Raoul Lupin geboren 1874 in Blois, einer kleinen Stadt an der Loire zwischen Orléans und Tours. Seine adelige Mutter Henriette d’Andrézy überließ den jungen Arsène früh sich selbst und emigrierte in die USA, der Sohn hörte sein Leben lang nichts mehr von ihr. Sein bürgerlicher Vater Théophraste Lupin, Sportlehrer und Boxtrainer, führte ihn in die Geheimnisse diverser Kampfkünste ein, die ihm bei seinen Abenteuern von großem Nutzen sind.[...]

Ah ja... woher kommen diese Infos? Aus den Büchern nicht. Lupins Mutter ist nicht in die USA emigriert. Aber was solls... diese Infos spielen ja in den Hörspielen keine Rolle. Die halten sich ja irgendwie an die alten Übersetzungen. Nach diesem zweiten Hörspiel wurde mir allerdings klar, warum es nicht schon vorher deutsche Hörspiele davon gab. Lupin ist ein sehr emotionaler Mensch, wie es wahrscheinlich die meisten Franzosen sind, und das geht den Deutschen total ab. Die Schlusssequenz mit Lupin, Sholmès und Beautrelet sagt wohl alles:
Lupin sagt, Sholmès soll ihn in Ruhe lassen; der droht, Lupin zu erschießen; Raymonde wirft sich dazwischen; Sholmès schießt und trifft Raymonde, verschwindet dann; Lupin: "Oh, sie ist tot... tschüs." - Beautrelet: "Tschüs."

Gut, man muss sagen, dass wahrscheinlich etwas Zeit gespart werden musste, da auf eine CD halt nur 74 Minuten draufpassen und das Stück ja schließlich auch noch verkauft werden will.
Dabei soll das jedoch keineswegs Kritik an dem Lupin-Sprecher sein. Er ist wirklich großartig. Gruselig fand ich in diesem Teil Renneisen alias Sholmès. Ein Deutscher, der einen französischsprechenden Engländer mit englischem Akzent verkörpert. Nun ja. Außerdem hat er ohnehin nur drei Sätze.

Es war einen Versuch wert. Ob es noch mehr Hörspiele dieser Art geben wird, werden wir dann sehen. Und hoffentlich nicht "Die Insel der 30 Särge"!

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