Sonntag, 10. August 2008

Holmes, James Bond und die Wissenschaft

Illustrationen sind toll. Derzeit erweitere ich meine Sammlung nur noch um Bücher mit Holmes-Illustrationen. Dabei gab es durchaus mehr deutsche Zeichner als bloß Richard Gutschmitt. Meine neueste Entdeckung sind Zeichnungen von Kurt Lange.

Die Illus sind sehr interessant. Nicht, weil sie so toll und originalgetreu sind... natürlich sind sie rein technisch schön gezeichnet. Unverkennbar jedoch wohl schon der amerikanische Einfluss und die neue Freiheit der 20er Jahre. Die Frauen vollkommen unviktorianisch und mit tiefem Decolleté, die Männer in Cowboy-Manier mit Revolver und lässiger Kleidung. Man beachte die Lässigkeit des ersten Bildes: in einer Hand den Revolver, die andere in Hosen- oder Jackentasche gesteckt. James Bond hätte sich seinem Gegenspieler nicht cooler in den Weg stellen können...
Natürlich ganz davon zu schweigen, dass Holmes sich ungefähr kein bisschen ähnlich sieht.

Ach ja, ich habe "Die Wissenschaft bei Sherlock Holmes und die Anfänge der Gerichtsmedizin" gelesen. Sehr interessant, wirklich. Für alle Leute, die CSI und alle Gerichtsmedizinersendungen mögen, genau die richtige Lektüre. Als kleinlicher Perfektionist möchte ich allerdings anmerken, dass bei all den schönen Zitaten aus den Büchern auf Seite 149 keineswegs Watsons linker Fuß gemeint ist. Ausnahmsweise ist Watson mal nicht schuld. Die Spuren, über die Holmes sich da ärgert, von dem nach innen gedrehten, linken Fuß stammen nämlich von Lestrade.
Ansonsten aber eine Lektüre, die nicht umsonst ins Deutsche übersetzt wurde. (Das ist bei Holmes-spezifischer Literatur ja nicht selbstverständlich.)
Falls sich jemand weiter dafür interessiert, dem sei Kate Summerscales "Der Verdacht des Mr. Whicher" empfohlen, der eben genau einen der Fälle behandelt, die von EJ Wagner in "Die Wissenschaft bei Sherlock Holmes" angeführt werden.

Dann gibt es mal wieder neue Maritim-Hörspiele und ich muss sagen, "Das gelbe Gesicht" ist eine klare Steigerung zu den letzten beklagenswerten Versuchen, den Fall der Gloria Scott und vor allem des Flottenvertrags interessant zu gestalten. Sprachlich wirklich ein ganz anderes Niveau.
Leider hatte ich noch nicht das Vergnügen, "Im Zeichen der Vier" zu hören. Wie sie das gelöst haben, interessiert mich ja schon mal. Aber scheinbar so, dass es für den guten Watson keinen Grund gibt, aus der Baker Street auszuziehen.
Heute werd ich mir jetzt erst mal "Das Diadem" (BERY) anhören und hoffe, dass es ähnlich gut ist.

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